3 - Georg-Kurtze-Straße 1 mit Pulverturm
Audiobeitrag hören: Das Wohn- und Geschäftshaus Georg-Kurtze-Straße 1 grenzt unmittelbar an die mittelalterliche Stadtmauer mit dem Pulverturm an. Ursprünglich dürfte das Grundstück zumindest teilweise unbebaut gewesen sein, weil hinter der Mauer traditionell der sogenannte “Schwarze Gang“ entlang führte. Auch als die Weberfamilie Gericke 1703/04 das zweigeschossige Wohn- und Arbeitshaus errichtete, blieb die Fläche zum Landsberger Tor noch unbebaut.
Erhöhter Raumbedarf führte um 1860 zunächst zu einer rückwärtigen Erweiterung des Gebäudes. Erst 1888 wurde die Baulücke mit einem bescheidenen zweigeschossigen Lagergebäude gefüllt, welches damals noch mit einer Durchfahrt in den Hof versehen wurde. Das günstig am Eingang der Altstadt gelegene Vorderhaus erhielt parallel Schaufenster und eine Ladennutzung. Erst Anfang des 20. Jahrhunderts entstand der markante Erker neben dem damaligen Pulverturm.
Als Folge von Schäden während des Zweiten Weltkriegs wurde der angrenzende Pulverturm als Teil des Landsberger Tors 1950 abgetragen. Die Westwand des Turmes ist heute Teil der Grundstückseinfassung. Die behauenen Feldsteine weisen auf eine Entstehung vor 1240 hin. Nach Auffassung des Berliner Bauhistorikers Jörg Fathke handelt es sich damit um das älteste Stück einer Stadtbefestigung in Brandenburg überhaupt.
Die Bauforschung der Technischen Universität stellte bei einer gründlichen Untersuchung 2005 insgesamt sieben Bauphasen an dem Gebäude Georg-Kurtze-Straße 1 fest. Im Kern besteht es in großen Teilen noch aus Fachwerk. Im Obergeschoss sind teilweise Deckenhöhen von nur zwei Metern anzutreffen. Die Ausformung des Fachwerks lässt im Vergleich zu Nachbargebäuden dieser Bauzeit auf eine gleichmäßige Typologie schließen, also eine Art „Wohnungsbauserie 1700“.
Seit 1995 stand das historische Bauwerk leer und wurde im Jahr 1998 durch das Landesamt für Denkmalpflege zum Einzeldenkmal erklärt. 2003 erwarb ein ortsansässiger Gewerbetreibender das Grundstück. Bis 2022 erfolgte eine grundhafte Modernisierung und Instandsetzung des Einzeldenkmals für eine Wohn- und Geschäftsnutzung. Im Zuge der Baumaßnahme wurde auch die Baulücke Georg-Kurtze-Straße 2 mit einem zweigeschossigen Gebäude geschlossen. Das Sanierungsvorhaben wurde mit einem erheblichen Zuschuss aus Städtebauförderungsmitteln unterstützt.
Einzeldenkmal: Ja